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Barbara Strohschein
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Wie können Sie, das was Ihnen wichtig ist, also Ihre Werte im Internet authentisch präsentieren?

25. Februar 2016 · 10 min. Lesezeit · Kategorie: Datenethik & digitale Werte

Wie können Sie, das was Ihnen wichtig ist, also Ihre Werte im Internet authentisch präsentieren?

Meine Vision als Werte-Philosophin: Das Internet als Plattform für die Vermittlung von Werten wie Authenzität, Verantwortung und Wahrhaftigkeit.

Jeder Mensch legt auf etwas Wert. Jede Nation hat ihre Werte. Doch wie werden diese Werte im Internet vermittelt? Je bewusster diese Werte sind und kommuniziert werden, umso größer ist die Chance, verantwortlich, friedlich und authentisch miteinander zu kommunizieren.

Das Internet und die Realität

Nina F., eine intelligente junge Frau ist fleißig und bereitet sich gründlich auf ihr Examen vor. Sie hat große berufliche Ziele. Wer ihre Facebook-Nachrichten liest, bekommt jedoch vielmehr den Eindruck, sie wäre ein Partygirl. Sie erzählt von Feten, Happenings und Events, auf denen sie sich tummelt und die sie toll findet. Das, was sie im Internet über sich vermittelt, ist nicht identisch mit dem, wie sie lebt und was sie für wichtig hält. Warum verbirgt sie ihre Werte wie Fleiß, Engagement und Zielstrebigkeit? Ist sie bescheiden und will nicht angeben? Will sie nicht als „Streberin“ angesehen werden? Warum verschweigt sie das eine und berichtet von dem anderen?

Mir ist klar, dass Informationen über die Realität niemals die ganze Realität wiedergeben können. Diese schlichte Tatsache spiegelt ein philosophisches Grundsatzthema: Das Zeichen (Wort) ist nicht identisch dem Bezeichneten (z.B. der Tisch, der vor Ihnen steht). Und selbst wenn wir alle Worte der Welt unentwegt verwenden und pausenlos reden oder schreiben, würden wir niemals die Welt komplett in Worte fassen können. Das gleiche gilt für uns und unsere Aussagen über uns.

Dennoch und abgesehen davon, wirft diese kleine Story vier Fragen auf, die jeden, der sich im Internet informiert und präsentiert, betreffen:

  1. Für wie relevant und realistisch halte ich die Informationen im Internet?
  2. Nach welchen Kriterien entscheide ich, was ich im Internet von mir mitteile?
  3. Wie wirken sich meine Informationen im Internet auf mein Renommee und meine Glaubwürdigkeit aus?
  4. Wie kann ich das, was mir wichtig und wertvoll erscheint, im Internet authentisch vermitteln?

1. Für wie relevant und realistisch halte ich die Informationen im Internet?

Dem, was schwarz auf weiß geschrieben steht, wird weit mehr geglaubt als es in Frage gestellt wird. Das zeigt sich nicht nur an einer weit verbreiteten kritiklosen Hinnahme von Nachrichten. Selten wird hinterfragt, ob eine Information auf Fakten beruht, sachgerecht, authentisch und überprüft ist. Dazu kommt, wie schon gesagt, dass das, was berichtet wird, immer nur einen Ausschnitt darstellt. Zudem entspricht es einer subjektiven Auswahl der Informanden und/ oder folgt bestimmten Meinungen und Trends, die keineswegs die Komplexität einer Gesellschaft widerspiegeln.

Insofern halte ich es für notwendig, den Realitätsgehalt von Informationen immer wieder zu hinterfragen, nicht alles wörtlich zu nehmen und sich nicht in einer Illusionswelt von Bildern und Worthülsen zu verlieren. Auch wenn diese kritische Haltung vielleicht unmöglich oder zu anstrengend erscheint, vermeidet man durch sie zweierlei: blindlings Gerüchten zu glauben und über die Schlechtigkeit der Welt zu verzweifeln. Der kritische und bewusste Umgang mit Nachrichten betrifft nicht nur deren Konsum, sondern auch das Erzeugen von Nachrichten.

2. Nach welchen Kriterien entscheide ich, was ich im Internet von mir mitteile?

Diese Frage stellt sich logischerweise für alle, die sich im Internet präsentieren – auf ihren Websites, in Blogs, auf Facebook oder Twitter. Diese Kriterienfrage ist – genau genommen – eine Werte-Frage: Was erscheint mir mitteilungswürdig? Auf was lege ich warum Wert? Je bewusster und gezielter Sie diese Frage beantworten können, umso mehr gelingt es Ihnen, überzeugende Aussagen über sich oder Ihr Unternehmen zu machen.

Dazu mein Vorschlag: Die Kriterien, nach denen Sie entscheiden können, was Sie mitteilen, ließen sich von folgenden Werten ableiten:

  • Selbsterkenntnis, d.h. über die eigenen Stärken und Schwächen Bescheid zu wissen.
  • Ein gutes Selbstwertgefühl, d.h. sich zu akzeptieren und wertzuschätzen. Wer sich bemüht, sich selbst zu erkennen, kann weit authentischer über sich Auskunft geben als jemand, der nur eine Meinung über sich hat. Wie viele Meinungen von anderen über uns übernehmen wir unbewusst, ohne dass wir mit ihnen wirklich übereinstimmen. Wer sich selbst wertschätzt, kann positive Inhalte über sich vermitteln, vor allem dann, wenn Humor und Selbstkritik in der Selbstdarstellung auch zum Tragen kommen: Wenn die Inhalte geistreich und witzig und dazu noch bescheiden präsentiert sind, werden sie meist gern gelesen.
  • Eigene Positionen zu vertreten und nicht im vorauseilenden Gehorsam zu verharren, was andere vermeintlich hören und lesen wollen, kommt ebenfalls langfristig gut an. Das ist mittlerweile gefragter, als das Wiederholen des Ewigselben und Bekannten.
  • Authentizität und Präzision: Je genauer und realitätsbezogener die Informationen sind, die jemand von sich preisgibt, um so größer ist die Chance, in der realen Begegnung wiedererkannt zu werden. Dieser Wiedererkennungseffekt ist nicht zu unterschätzen. Das wird vor allem dann evident, wenn man das Gegenteil in Betracht zieht. Wie wütend sind Kunden und Klienten, wenn sie im realen Kontakt nicht das finden, was ihnen auf einer Website versprochen wurde.

Diese Aspekte sind nicht nur für Einzelpersonen relevant, sondern genauso für Firmen, Unternehmen und Institutionen. Einfach deshalb, weil es auch ein kollektives Selbstwertgefühl gibt, das Ausdruck in einer darstellbaren Corporate Identity finden kann.

3. Wie wirken sich meine Informationen im Internet auf mein Renommee und meine Glaubwürdigkeit aus?

Authentisch zu sein, verantwortlich und bewusst die eigenen Inhalte zu präsentieren und wahrhaftig Auskunft zu geben, trägt maßgeblich dazu bei, langfristig und positiv zu wirken. Aus zwei Gründen, die ich schon angedeutet habe: Niemand will hinters Licht geführt werden. Und jeder möchte das, was geschrieben steht, auch in der Wirklichkeit irgendwie wiederfinden. Wie wütend wird das Publikum über Falschmeldungen. Und wie verärgert wird reagiert, wenn etwas versprochen und nicht gehalten wird.

Die Forderung nach werthaltigen Inhalten wird immer aktueller, je mehr das Internet weltweit zur maßgeblichen Präsentations- und Vermittlungsebene schlechthin wird. Jede Person kann dazu beitragen, dass das Internet nicht als Mittel für Denunziation, Hassparolen, falschen Versprechungen, Lügen und Mobbing benutzt wird. Die im Internet vermittelten Inhalte sind eben nicht „nur Informationen“, sondern Worte und Bilder, die nachhaltig und langfristig psychisch, sozial und politisch wirken – mit Folgen, die auch fatal sein können.