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Barbara Strohschein
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Die Melancholie und die Sehnsucht nach Freiheit

19. März 2014 · 3 min. Lesezeit · Kategorie: Sinn

Die Melancholie und die Sehnsucht nach Freiheit

Leben bedeutet Wandel.
Wandel heißt ein Auf und Ab.
Durch die Aufs und Abs lernen wir.
Freiheit kann heißen, das zu akzeptieren was ist und das zu verändern, was möglich ist.

Eigentlich stehen wir alle unter einem Dauerdruck: wir wollen es nicht nur uns recht machen, sondern wenn möglich allen. Das Gefühl, sich immer verpflichtet zu fühlen, ist anstrengend. Es ist mit der selbstkritischen Frage verbunden: Kann ich das überhaupt alles schaffen? Und wenn ich es nicht schaffe, was dann?

Traurigkeit über die eigene Begrenztheit und manchmal auch über die empfundene Sinnlosigkeit schleicht sich ein. Warum und Wozu das alles? Dieses leise, wehe Gefühl hat einen Namen: Melancholie.

Melancholie ist so etwas wie ein Weltschmerz. Oft gibt es gar keine konkreten Gründe oder direkten Anlässe für dieses Gefühl. Es ist ein stilles Leiden, das bei manchen Menschen wie selbstverständlich zum Leben gehört. Ist dies ein Grund zur Besorgnis? Ja und nein – je nachdem, welchen Blick wir darauf werfen. Viele große DichterInnen, KünstlerInnen, WissenschaftlerInnen, Pioniere waren und sind Melancholiker. Frauen wie Männer – denn die Melancholie ist nicht geschlechtsspezifisch.

Aus diesem Weltschmerz können sich Phantasie, Tagträume vom besseren Leben entfalten. Denn nur wer die Diskrepanz erlebt, zwischen dem was ist und dem, was ihm fehlt, fängt an, sich eine bessere Welt vorzustellen. Jemand, der mit allem restlos einverstanden ist, sieht dazu keine Anlass.

Im besten Fall ist Melancholie auch mit dem Antrieb verbunden, dem Schmerz ein aktives Tun entgegenzusetzen und etwas in der Welt zu bewirken. Wir leben nicht eindimensional und stromlinienförmig. Der Mensch ist von Grund auf ein widersprüchliches Wesen: viele unterschiedliche Gefühle kreuzen und ergänzen sich. Aber das gehört zum Leben. Wir können nicht jeden Tag lustig, gut drauf, positiv und perfekt sein. Gerade aus der Traurigkeit, aus den Einschnitten, dem Nachdenken und Zweifeln kann eine Kraft entstehen, die uns auf neue Ideen bringt.

Nicht nur die großen Geister empfehlen, in melancholischen Momenten wunderbare Musik hören, schöne Gedichte zu lesen, im Wald allein spazieren zu gehen und vor sich hin zu sinnen. Wer diese Erfahrung einmal gemacht hat, weiß, dass die Hingabe an das Schöne und Stille und Rückzug heilend sein können. Um sich solche Momente zu gönnen, dazu gehört Mut. Mut, nein zu sagen, Grenzen zu setzen und sich zu weigern, dauernd für alle verfügbar zu sein. Wer diesen Wunsch nach Momenten der produktiven Einsamkeit richtig vermittelt, wird jedoch selten auf Widerstand stoßen.

Denn wer kennt diese Wünsche nach Rückzug und Stille letztendlich nicht?

Es ist ein gutes Zeichen, wenn wir diese Wünsche haben. Sie sind verbunden mit dem Ziel, sich für Momente frei zu fühlen und sich ganz auf sich selbst zu besinnen. Das heißt auch Selbstbestimmheit, die wir in diesen hektischen Zeiten dringend brauchen, um seelisch und körperlich gesund zu bleiben.