Beratung · Forschung · Veröffentlichungen · Vorträge
Barbara Strohschein
Barbara Strohschein
Barbara Strohschein
Barbara Strohschein
Barbara Strohschein

Bewundern statt beneiden

04. August 2014 · 18 min. Lesezeit · Kategorie: Werte

Bewundern statt beneiden
  • Waren Sie schon einmal neidisch auf jemanden?
  • Haben Sie sich hinreißen lassen, jemandem aus Neid zu schaden?
  • Beneidet etwa Sie jemand?
  • Oder ist Ihnen etwa Neid völlig fremd?

Neid – ein unangenehmes Gefühl oder eine Herausforderung?

Oder:

Bewundern statt beneiden

Neid ist eine Untugend

Ein Menschheitsproblem und Schattenthema: Neid. Neid ist nicht nur ein unangenehmes Gefühl, sondern kann auch zu schlimmen Taten verleiten. Aus Neid wird dem Beneideten Schaden zugefügt. Aus Neid wird denunziert, verraten, gemobbt und sogar gemordet. Nicht nur deshalb wird Neid geächtet und verurteilt. Ein Mensch, der sich von Neidgefühlen überrennen lässt, schädigt nicht nur andere, sondern auch sich selbst. Die Folge: Er wird verachtet oder gar bestraft.

Diese Beispiele und andere kennen wir alle mehr oder weniger:

Kain war neidisch auf Abel, weil Abel durch seine Viehzucht mehr und schneller Erfolg hatte, als sein Bruder Kain, der Ackerbau betrieb. Kain tötete seinen Bruder aus Neid.

Die Stiefmutter von Schneewittchen konnte nicht ertragen, dass ihre Stieftochter schöner war als sie. Und so setzte sie alles daran, Schneewittchen zu vergiften.

Irina kann es nicht verkraften, dass ihre Kollegin Elisa sichtlich sehr viel mehr leistet als sie selbst. Und so schwärzt sie Elisa beim Chef an – und schafft es, dass Elisa entlassen wird. Aber Irina wird nun von ihren Kollegen gemieden und leidet darunter.

Der arbeitslose Herr K. fühlt sich als Versager und startet anonym im Internet eine Kampagne gegen einen ehemaligen Kollegen, der ihm angeblich die Stelle vor der Nase weggeschnappt hat. Irgendwann kommt heraus, was Herr K. angerichtet hat. Herr K. bereut, aber zu spät.

Es wundert nicht, dass Neid zu den sieben Todsünden gehört und als Untugend abgeurteilt wird, vor der sich Menschen hüten soll. Nicht nur aus christlicher Sicht, sondern auch aus bürgerlichem Anstand warnen moralische Autoritäten davor, neidisch zu sein.

Doch Warnungen, Gebote, Regeln und Gesetze sind offensichtlich keine ausreichenden und probaten Mittel, um diese ach so menschliche Untugend in Schach zu halten. Warum?

Die Neidanlässe und die Neidmotive

Neid würde nicht aufkommen, wenn nicht Kränkung im Spiel wäre. Wer gekränkt ist, weil er oder sie sich selbst ablehnt oder sich durch andere mißachtet sieht, fühlt sich wertlos. Und wer sich – gleich ob bewusst oder unbewusst, gleich ob durch sich selbst oder durch andere – als „wertlos“ einstuft, ist beleidigt. Gekränkte und Beleidigte haben allen Grund zum Neid, denn im Vergleich zu anderen scheinen sie „schlecht“ abzuschneiden.

Jeder Neider ist gekränkt, weil jemand anders – angeblich oder zu Recht – besser ist.

Dieser Kränkung gehen drei „Anlässe“ voraus, ohne die niemand Grund hätte, neidisch zu sein:

Das Vergleichen mit anderen, ein Maßstab und das eigene Mangelgefühl.

Das Vergleichen

Ingrid hat viel mehr Geld als ich. Ihr geht es deshalb viel besser als mir, weil sie sich alles leisten kann und ich nicht.

Ulrich kann viel besser eine Rede halten als ich. Und ich fühle mich miserabel, wenn ich ihn öffentlich reden höre.

Anita ist so begehrenswert, dass viele Männer um sie werben. Mich gucken die Kerle nicht einmal an.

Diethardt ist überhaupt nicht ängstlich, dem Chef mal die Meinung zu sagen. Und ich mache nicht einmal den Mund auf, um mich zu wehren, wenn er ungerecht zu mir ist.

Wenn andere etwas haben, etwas können oder etwas sind, was „ich“ nicht habe, kann oder bin, dann bin ich gekränkt. Die „Anderen“ führen mir etwas vor, was „ich“ gerne haben würde, können möchte und sein will. So wird furchtbar deutlich und fühlbar, wie viel weniger wert „ich“ bin. Im Angesicht des bewunderten Menschen, der so viel besser als ich zu sein scheint, bleibt es nicht aus, ent-täuscht über mich zu sein. Der „Andere“ präsentiert etwas, was „mir“ fehlt.

Es ist im Prinzip immer das Gleiche. A hat etwas, was B nicht hat. A kann etwas, was B nicht kann. A ist etwas, was B meint, nicht sein zu können. B sieht und erlebt den Unterschied und fühlt sich schlecht. Wieso der oder die – und nicht ich?

Wir sind existentiell darauf angewiesen, in sozialen Beziehungen zu leben. So bleibt nicht aus, dass wir uns ständig und automatisch mit anderen vergleichen. Durch den Blick auf den anderen messen wir uns selbst. Wer ist mehr „wert“ als ich? Wer ist „weniger“ als ich? Wer kann mehr als ich? Was kann ich besser als der? In „Konkurrenz zu sein“ ist ein Ausdruck dafür. Wie so vieles im Leben hat dies seine Licht- und Schattenseiten. Konkurrenz spornt an. Konkurrenz ist unangenehm, wenn man erkennen muss, dass jemand „besser“ ist.

Der Maßstab

Neidisch kann nur der sein, der einen Maßstab gelten lässt oder hat, den er oder sie für gültig hält und der auch für andere gültig ist.

Wem es völlig egal ist, reich, schön, begabt oder erfolgreich zu sein, ist logischerweise auch nicht neidisch auf diejenigen, die das alles sind und haben.

Erst wenn „Werte“, d.h. Ideale wie Schönheit, Reichtum, Begabung und Erfolg als Maßstab eines geglückten Lebens verinnerlicht worden ist und es für selbstverständlich gehalten wird, diesem Maßstab entsprechen zu müssen, tritt ein Problem auf. Nämlich dann, wenn jemand auftaucht, der genau dem entspricht, was wir für wichtig und richtig halten und wir diesem „Maß“ nicht genügen können.

Stellen Sie sich vor, Ihnen wäre ein einfaches Leben auf dem Land, ohne Karrierechancen, ohne die Verpflichtung, ohne perfekt aussehen zu müssen, ohne viel Geld zu verdienen, am allerliebsten. Sie würden sich also am wohlsten in einer alten Jeans und einem T-Shirt fühlen und hätten kein Bedürfnis, sich in einem eleganten Anzug auf einer Party zu präsentieren und „wer“ sein zu müssen.

Wahrscheinlich wären Sie, wenn Sie sich bewusst für diese Werte (sprich: Ideale wie Einfachheit, Bescheidenheit, Selbstbestimmtheit, Naturerleben) statt für eine Karriere entschieden hätten, nicht auf diejenigen neidisch, die das Gegenteil wollen und haben.

Neid kann also nur dann entstehen, wenn ein Maßstab akzeptiert und gewollt wird, an dem sich der Vergleich ausrichtet und an dem andere auch ausgerichtet sind. Wie zum Beispiel: Schönheit ist ein geltender Maßstab. A ist schöner als ich. Also bin ich auf A neidisch. Genial zu sein ist ein erstrebenswertes Ziel für mich. Ich finde und sehe, dass B genial ist und ich bin es in keiner Weise. Entsprechend bin ich auf B neidisch, usw.

Das Mangelgefühl

Das, was fehlt, bezeichnen wir als Mangel. Es ist eine oft diskutierte Tatsache, dass Menschen – im Gegensatz zum Tier – Mangelwesen sind. Ein Mensch als Nesthocker braucht nach seiner Geburt lange, bis er in der Lage ist, sich selbst zu versorgen. Er ist abhängig, über lange Zeiten hilflos, wenn er nicht versorgt wird. Er kann nicht fliegen, wie der Vogel, so schnell laufen wie eine Gazelle, ist nicht so stark wie ein Bär oder ein Löwe. Doch Menschen haben ein Bewusstsein, Phantasie und Vorstellungskraft, und sind fähig, aufgrund des erlebten Mangels sich das auszudenken und herzustellen, was ihnen fehlt und den Mangel ausgleicht.

Das Mangelgefühl jedoch kommt bei neuen Anlässen immer wieder: Jetzt erlebe ich erneut, dass ich nicht so bin, wie ich gern wäre. Es fehlt mir etwas, was ich womöglich nie erreichen oder sein kann.

Ob das Mangelgefühl kränkt oder jemanden herausfordert, hängt ganz davon ab, ob die betreffende Person genügend Selbstbewusstsein hat. Wer ein gutes Selbstwertgefühl hat, fühlt sich aufgerufen, ein Problem zu lösen. Wem es daran mangelt, lässt die Flügel hängen und wird: neidisch.

Viele Männer und Frauen fühlen sich heute irgendwie „nicht gut genug“, haben Versagensängste und Selbstwertprobleme. Darüber wird natürlich nicht geredet und oftmals sind diese Probleme nicht bewusst.

Der Maßstab, an dem sie sich messen und von dem sie glauben, dass andere ihn auch haben, ist sehr hoch gehängt. Im Vergleich mit anderen meinen sie, schlecht abzuschneiden. Dieses unangenehme Gefühl, mangelhaft zu sein, macht neidisch. Es ist schwer auszuhalten, sich mit der eigenen Begrenztheit abzufinden. Kreuzt nun jemand meinen Weg, der mehr ist, kann oder hat als ich, wird umso bewusster wird mir, welche Makel ich mir zuschreiben muss – zu Recht oder zu Unrecht. Aber das spielt für die Wirkung keine Rolle.

Neidblockaden

Wer ganz oben und ganz unerreichbar ist, wird in der Regel nicht beneidet. Wer käme schon auf die Idee, Goethe zu beneiden, weil er mit seinem ersten Werk „Die Leiden des jungen Werthers“ durchschlagenden Erfolg hatte? Wer beneidet Bill Gates als einer der reichsten Männer der Welt und will ihm deshalb ein Bein stellen? Wer würde Madonna beneiden und deshalb mobben? Wer käme auf die Idee, Joane Rowling, die Verfasserin von den Harry-Potter-Geschichten eins auszuwischen, weil sie ungeahnten, bahnbrechenden Erfolg hatte? Oder Albert Schweitzer, der auf der ganzen Welt wegen seines sozialen Engagements verehrt wird? All das ist eher unwahrscheinlich. Diese Begabten und Erfolgreichen und Mutigen werden eher zu Vorbildern als zu Beneideten, denen man schaden möchte.

Aus mehreren Gründen kämen die meisten Menschen nicht auf diese Idee. Das, was die Ungewöhnlichen haben, sind und können, ist so weit weg von den „normalen“ Maßstäben, dass Neid nicht aufkommt. Der Vergleich würde hinken, der Maßstab wird durch diese Auserwählten und Ausgezeichneten gesprengt und gilt dann eben nicht. Das eigene Mangelgefühl relativiert sich, weil normalerweise durch den gesunden Menschenverstand eingesehen wird, dass hier die Latte zu hoch hängt, um sie selbst auch nur annähernd erreichen zu können.

Notwendiger Neid

Es ist schon öfter darüber gerätselt worden, warum die vielen Unterprivilegierten auf der Welt so wenig gegen die wenigen Privilegierten aufbegehren. Viele Arme und Arbeitslose, Menschen, die unter den schwierigsten und menschenunwürdigsten Bedingungen leben, nehmen hin, was sie erdulden müssen. Warum sind sie nicht neidisch? Warum fügen sie sich in ihre Schicksal? Warum wird Neid hier nicht zum Antrieb, auf die Barrikaden zu gehen? Der krasse Unterschied zwischen vielen Armen und wenigen Reichen, zwischen vielen Ohnmächtigen und ganz wenigen Mächtigen, lässt doch diese Frage aufkommen. Ich fürchte, dass auch hier eine Neidblockade vorliegt – aber aus anderen Gründen: Die Entrechteten und Armen haben und hatten oft keine Idee, keine Kraft und keinen Weg, sich aus der Misere zu befreien. Wer resigniert, kommt nicht auf neue Ideen, wer verzweifelt ist, ist geschwächt, mutlos und ohne Hoffnung. Ein Ideal, ein Aufruf, ein Vorbild fehlt, Chancen werden gar nicht erkannt, weil die Demütigung so weit fortgeschritten ist, dass niemand von den Betroffenen sich einen Ausweg zutraut.

Wie oft lieferte die Geschichte Beispiele dafür, wie die Aufbegehrenden niedergeschlagen und mundtot gemacht wurden oder sich selbst in Schuld und Unrecht verstrickt haben.

In der französischen Revolution sind die Männer und Frauen auf die Straße gegangen und haben verlangt, dass die Köpfe der Adligen rollen sollen und die Ideale der Brüderlichkeit, Gerechtigkeit und Freiheit für alle real gelebt werden sollen in einem neuen politischen System. Der Marxismus hat Modelle für die Gleichberechtigung aller und die Rechte der Arbeiterklasse geschaffen und in den sozialistischen und kommunistischen Staaten eine Art „Gleichheit für alle“ herzustellen und die Privilegierung für wenige aufzuheben.

Doch diese Versuche sind mehr oder weniger fehlgeschlagen. Neid war zwar ein Gefühl, ein Motiv, um zu handeln und Gerechtigkeit walten zu lassen. Aber die Wut, die daraus folgte, richtete sich gegen die, die kämpften.

Viele Köpfe von Unschuldigen rollten, die Revolution fraß ihre Kinder. Der Kommunismus und der Sozialismus erzeugte weit mehr Unfreiheit als Gerechtigkeit und Gleichheit, Macht wurde allemal auch gegen die Arbeiterklasse ausgeführt. So bleibt die bis heute noch unbeantwortete Frage:

Wie kann ein berechtigter Neid zu einem Motiv eines Widerstandes werden? Wie können sich die vielen Menschen auf der Welt gegen das Macht- und Eigentumsgefälle wehren, ohne dass neue Ungerechtigkeit entsteht und Unschuldige büßen müssen? Wir wissen es (noch) nicht.

Wie man mit Neidgefühlen produktiv umgehen kann:

Mit Selbstwahrnehmung, Selbstüberprüfung und Selbstachtung

Weil den Privilegierten die Einsicht und das Mitgefühl fehlt und den Unterprivilegierten der Mut, sich zu wehren, bleibt das politische Problem der gravierenden Ungleichheiten ungelöst.

Neid ist jedoch ein Movens, um aufzubrechen. Denn der Neidische misst sich immer an einem Ideal, was wie sein soll. Neid rührt immer aus einem Mangelgefühl. Letztendlich reicht aber dieser Antrieb „Neid“ nicht aus, um etwas politisch zu verändern. Neidgefühle sind immer persönlich – auch in der Politik. Mit Neid werden keine neuen sozialen Ideen und Konzepte entwickeln, sondern Kämpfe ausgefochten. Neid führt somit eben nicht zu innovativen gesellschaftsverändernden Taten, sondern weit eher zur Schädigungen und Selbstschädigung. Erkenntnisse und Konzepte gegen die Ungerechtigkeit können nicht wie Rezepte gesamtgesellschaftlich verordnet werden.

Aber es bleibt immerhin ein Weg offen: Bei sich selbst anzufangen und sich mehrere Fragen zu stellen. Mit diesem Fragen beginnt die Selbstwahrnehmung, die Selbstüberprüfung und die Selbstachtung:

Zuerst:

  • Bin ich neidisch? Und wenn, auf wen und warum?
  • Wer möchte ich gern sein, und wer bin ich noch nicht?
  • Warum bin ich auf den oder die neidisch?
  • Will ich wirklich mit allen Konsequenzen so sein und leben wie der oder die?
  • Was kann ich tun, damit ich das, was ich bewundere und auf das ich neidisch bin, auch erreichen kann?
  • Muss ich mir komisch vorkommen, wenn ich nicht neidisch bin, auch wenn ich deutlich sehe, dass jemand besser, klüger, schöner, reicher und erfolgreicher als ich bin?

Dann als nächstes:

  • Was kann ich eigentlich?
  • Was finde ich an mir gut?
  • Auf welche Fähigkeiten, Leistungen kann ich zu Recht stolz sein?
  • Was kann ich tun, um auf mich stolz zu sein?
  • Welche Ziele und welche Taten trügen dazu bei?

Wer in dieser Richtung fragt, und entsprechend aktiv wird, macht sich auf den Weg zur Selbstakzeptanz. Andere können dabei helfen, indem man sie um ein Feedback bittet. Jede/jeder kann ausprobieren und herausfinden, wo die eigenen Fähigkeiten liegen. Es gibt keinen Menschen, der nicht irgendetwas besonders gut kann. Meist übersehen wir es, nehmen es nicht wahr, nehmen es als selbstverständlich hin. Die Selbstachtung gründet sich auf dieses gute eigene Gefühl, etwas Wertvolles zu sein und zu leisten. Wer stolz auf sich sein kann, wer einen eigenen Standpunkt vertritt, wer ein gutes Selbstwertgefühl hat, durch positive Erfahrungen, ist weit weniger gefährdet, neidisch und tatenlos auf andere zu schauen und ihnen aus Rache, weil sie angeblich „besser“ seien, zu schaden.

Mit Bewunderung

Haben Sie einmal jemanden aufrichtig bewundert? Zum Beispiel Ihren Großvater, der handwerklich sehr geschickt war, in sich ruhte und immer knapp und treffend eine richtige Antwort wusste? Oder eine Freundin, die es geschafft hat, aus einer schrecklichen Ehe auszubrechen, ein neues Leben zu beginnen und zu wachsen daran? Der Beneidete wird zum Vorbild, das nicht niedergemacht werden muss, sondern dazu anreizt, etwas zu lernen, wie man selbst etwas besser machen könnte.

Es mag vielleicht paradox klingen: wer jemanden aufrichtig bewundert, gewinnt Stärke und macht sich selbst ein Geschenk. Ich spreche nicht etwa davon, einen Star, den man nicht kennt, anzuhimmeln und zu hoffen, vielleicht sogar selbst ein Star zu werden. Vielmehr handelt es sich darum, etwas Authentisches zu erleben, was einem selbst Respekt abfordert.

Wer bewundert wird, Werte lebt oder vertritt, die anderen Menschen offensichtlich auch sehr wichtig sind: Hilfsbereitschaft, Einfühlungsvermögen, Großzügigkeit, Durchhaltevermögen, Mut, Risikobereitschaft, eine besondere musikalische, technologische, künstlerische Begabung usw. usw.

Im Bewundern drückt sich nicht nur der Respekt für einen anderen aus, sondern die eigene Begabung, einen Wert zu erkennen, der mit einem eigenen Wert korrespondiert.

Wer bewundern kann, drückt dadurch auch Selbstliebe aus. Und beides trägt dazu bei, auf anderen nicht neidisch sein zu müssen.

Durch Kämpfen für eigene Ziele

Wer eigentlich nicht neidisch sein will, aber dennoch sich nicht vom diesem Gefühl freimachen kann, hat eine weitere Möglichkeit: Kämpfen. Wer sich im Vergleich zu einem anderen als „mangelhaft“ erlebt, einen hohen Maßstab an sich anlegt und ein Ideal im Kopf hat, das erreicht werden soll, kann und sich fragen und sich dann auf den Weg machen:

Was will ich gern erreichen?

Was ist der nächste Schritt?

Was bin ich bereit, zu tun, damit ich mein hochgestecktes Ziel erreiche?

Lohnt sich das Ziel oder mache ich mir etwas vor?

Wie werde ich mich fühlen, wenn ich angekommen bin? (Die Prüfung bestanden, die Ausbildung abgeschlossen, das Risiko erfolgreich eingegangen usw.)

Kämpfen heißt hier, motiviert zu sein, Widerstände zu überwinden, nicht kleinbeizugeben, wenn Schwierigkeiten auftauchen, Position zu beziehen, wenn jemand etwas gegen mich einwendet usw.

Das Vergleichen, der Maßstab wie der Mangel können antreiben, eigene Ziele zu erkämpfen, statt resignativ auf andere neidisch zu sein und ihnen nichts zu gönnen – oder ihnen gar zu schaden.

Manchmal allerdings ist Hilfe und Unterstützung nötig, wenn der Ausstieg aus dem Teufelskreis zwischen Selbstmissachtung, Kränkung, Neid und Wut auf andere nicht gelingt. Zum Beispiel durch Liebe, echte Freundschaft oder durch professionelle Hilfe. Denn nicht jeder kann sich immer wie ein Phönix aus der Asche erheben, wenn er sich kurz vorher durch Selbstvorwürfe verbrannt hat.

Wer sich selbst akzeptiert und mit sich befreundet ist, braucht niemanden zu beneiden.